Der
Nordseeurlaub 2021
Vorwort:
Wie in den
vergangenen Jahren sollte auch im Jahr 2021 wieder der hohe Norden
gestürmt werden. Doch so ganz wie in den letzten Jahren
sollte es diesmal nicht sein. Erst mal war lange nicht klar, ob man
überhaupt in den Urlaub starten konnte oder ob die Corona-Pandemie einen
Strich durch die Rechnung machen würde. Da die Infektionszahlen sanken,
war aber alsbald klar: Jawohl, es
kann gestartet werden!
Die Zahl der angemieteten Lokomotiven der Baureihe 218, die
größtenteils wieder historische DB-Lackierungen tragen, war (und ist)
in 2021
hoch wie nie zuvor. So befinden sich momentan mit 218 446 von DB Regio
aus Karlsruhe, 218 381, 447, 480 und 490 von Railsystems RP aus Gotha
und 218 460 "Conny" der Westfrankenbahn bzw. mittlerweile DB
Gebrauchtzug aktuell stolze sechs (!) Maschinen dieser Baureihe im
hohen Norden,
die die klassische blau-beige Farbgebung tragen! Dazu kommen noch die
beiden ebenfalls zu Railsystems RP gehörenden 218 319 und 402, welche
von ihrem aktuellen Eigentümer wieder in orientroter Farbgebung mit
weißem Latz lackiert wurden, sowie (mindestens) zwei Maschinen der
PRESS,
die die für dieses Unternehmen typische blaue Farbgebung tragen, die in
der Farbaufteilung dem DB-eigenen verkehrsroten Anstrich entspricht.
Dazu kommen noch einige Lokomotiven der Unterbaureihe 218.8 von DB
Fernverkehr selbst - diese Lokomotiven werden eigentlich zum Abschleppen
liegen gebliebener (Fernverkehrs-)Züge an größeren Knotenbahnhöfen (z.
B. Hannover Hbf und Nürnberg Hbf) bereit gehalten.
Das "ob" war also geklärt. Nur... wann? Wo? Und... mit wem?
Wann - das war zumindest grob
durch meinen Jahresurlaub festgelegt. Letztlich fiel die Wahl auf die
mittlere meiner drei Urlaubswochen,
also auf die Zeit vom 5. bis 11. Juli 2021.
Wo - das sollte eigentlich wie
immer die Niebüller Jugendherberge sein. Idyliisch im Grünen gelegen
und außerdem so, dass man recht flott
an der Strecke ist - aber bedingt durch die Corona-Pandemie dienen die
Räumlichkeiten der Herberge aktuell als Impfzentrum. Also musste
dieses Jahr ausgewichen werden - und als "Ersatzquartier" wurde der
Landgasthof "Fegetasch" in Neukirchen (nahe Klanxbüll) gewählt -
die rührige Ortschaft liegt gerade mal zwei Kilometer von der
deutsch-dänischen Grenze entfernt. Wunderschön und ruhig lebt es sich da.
Mit wem - das war die nächste
und letzte Frage, die sich stellte. Natürlich wurden die bisherigen
Mitreisenden Max Köhler (2015, 2018), Ben Gollwitzer
(2018, 2019) und Christian Reuth (2019, 2020) wieder angefragt.
Es hatte jedoch niemand Zeit, so dass die Zeichen zunächst erst einmal
wieder
auf einen Solo-Urlaub (den ersten seit 2014) hindeuteten. Dem sollte
dann allerdings doch nicht sein, da - vergleichsweise kurzfristig -
doch noch
ein Mitreisender "verpflichtet" werden konnte: Julien Derdey, der
bereits im Jahr 2018 einmal für ein verlängertes Wochenende mit an der
Nordsee
war und für den das Ganze somit auch nicht mehr komplettes Neuland
darstellte.
Starten wir also nun den Bericht. Los ging es im Prinzip analog zu 2020
- erst nach Chemnitz, dann am nächsten Morgen über Dresden weiter.
Aber sehen Sie selbst:
04. Juli 2021, abends:
Startschuss
für die Reise! Ich fuhr
abends in meine Zweitwohnung in Chemnitz, um von dort aus am nächsten
Morgen weiter zu reisen.
05. Juli 2021, früh morgens:
Auf nach
Dresden! Unterwegs stieg dann noch der zweite Mann Julien Derdey zu.
Von Dresden Hbf
aus ging die Reise dann mit IC 2072 umsteigefrei weiter bis Niebüll.
Besser kann man nicht reisen.
Während der Umstiegszeit in Dresden Hbf wurde die Kamera schon mal ausgepackt, Objekt der Begierde war
143 647 mit ihrer Verstärker-S1 nach Pirna:
Die Maschine ist übrigens erst seit etwa sechs Jahren wieder zurück im
Osten, zuvor war sie 18 Jahre lang im Westen der Republik tätig,
u. A. von Trier, Ludwigshafen und Mannheim aus.
06. Juli 2021, gegen Mittag:
Itzehoe ist
erreicht, jetzt übernimmt eine hochwertige Diesellok:
Die frühere Karlsruher 218 480 war an diesem Tag für die Bespannung des IC 2072 ab Itzehoe eingeteilt. Mangels Ausrüstung mit
zeitmultiplexer Wendezugsteuerung (ZWS) wurde die Lok dabei vor den Steuerwagen gekuppelt, was für Eisenbahnfreunde wesentlich
interessanter ist als ein geschobener IC-Wendezug. ;-)
Normalerweise ist der Aufenthalt in Itzehoe (für den Lokwechsel)
reichlich bemessen, weswegen hier auch meist einige Fahrgäste aussteigen
und auf dem Bahnsteig frische Luft schnappen oder den Lokwechsel
beobachten. Diesmal hatte der Zug allerdings wegen vorangegangener
Störungen (an der Streckeninfrastruktur) etwa 20 Minuten Verspätung, weswegen der Halt kürzer ausfiel.
Manch einer hatte es sogar besonders eilig - so hatte die Zugführerin
bereits die Türen geschlossen, bevor der Motor der 218 überhaupt wieder
lief!
Eigentlich wollte ich noch den Motorstart der Lokomotive dokumentieren,
musste mich aber mit einem halben Hechtsprung noch zurück in den Zug bewegen...
Nur etwa anderthalb Stunden später war dann Niebüll nach einem guten
Jahr wieder erreicht! Ein wunderbares Gefühl, wieder hier zu sein.
Nach dem Ausstieg wurde erst einmal die Lage sondiert:
218 402, 319 und 447 von Railsystems RP standen am Rand des Niebüller
Bahnhofs abgestellt und warteten auf neue Aufgaben, die sie schon bald
zugeteilt bekommen sollten: während sich 218 319 (am Sylt-Shuttle) und
447 (am IC) vor Ort auf der Marschbahn nützlich machen durften, wurde
218 402 schon bald in Richtung Fehmarn abgeordnet, wo sie die RE-Züge des "Strandexpress" bespannte.
Eine Drehung nach rechts brachte dann dieses Bild auf die
Speicherkarte. Der Zug ganz rechts ist der IC 2072, der uns von Dresden
hier her brachte
und kurz darauf seine Fahrt nach Westerland fortsetzte, daneben standen
"218 055" (218 458) der PRESS und (vmtl.) die wieder DB-eigene 218 390
mit dem IC 2215 nach Frankfurt (Main) Hbf, den die beiden Maschinen bis
Itzehoe beförderten. Links ist noch 629 003/628 903 zu sehen, der
mittlerweile
der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft Niebüll ("neg") gehört.
Aufgrund eines großflächigen Graffitos an der Seite musste hier leider
etwas zensiert werden.
Normalerweise ist genug Zeit, um den IC 2215 noch bei der Einfahrt in
den Bahnhof Niebüll zu fotografieren, doch durch die Verspätung des IC
2072
stand der Zug bei unserer Ankunft bereits im Niebüller Bahnhof.
Als nächstes galt es den Mietwagen abzuholen. Bei Europcar werden
verschiedene "Klassen" angeboten, ich hatte mich diesmal für die
Klasse "VW Polo" entschieden. Ein solcher VW Polo war es dann auch - so
gut wie fabrikneu, gerade mal 230 km auf der Uhr. Die erste Fahrt
unter meiner "Regie" führte das Fahrzeug dann direkt zum Bw Niebüll, wo dann eine weitere Maschine von Railsystems RP stand:
Es war die wunderschöne 218 381 (hier mit 245 022), die hier in ehemals
heimischen Gefilden zu finden war! Bis vor ein paar Jahren war die
Lokomotive hier
schon mal heimisch, ich konnte sie im Jahr 2015 sogar noch verkehrsrot
vor die Linse bekommen, damals mit 218 359 abgestellt in Westerland
(Sylt):
Weiter hinten waren dann noch die Mühldorfer 218 463 (in äußerlich
nicht gerade gepflegtem Zustand) und die anscheinend aufpolierte 218 369
218 463 hat, zu erkennen an den versetzten Hutzen, einen Motor vom Typ MTU 16V 4000 R40, der in Kenner-Kreisen auch gerne mal spöttisch als
"Rasenmäher" bezeichnet wird, da er im Vergleich zum "guten alten" MTU 12V 956 TB 11 nicht über eine derart markante und... nun ja... wohlklingende
Soundkulisse verfügt. Maschinen mit Motor dieses Typs erkennt man an den zueinander parallel angeordneten Abgashutzen.
Doch nun - nach Beziehen des Quartiers - ab an die Strecke:
Erster Halt war dabei der Kreuzungsbahnhof Lehnshallig. Hier entstand
dieses zeigenswerte Foto von "218 054" (218 448) der PRESS und 218 490
von Railsystems RP, die mit vereinten Kräften den IC 2310 (Frankfurt
(Main) Hbf - Westerland (Sylt)) auf die Insel beförderten. Auch hier
sieht man
wieder deutlich, welche Motorbauarten die Maschinen verbaut haben: 218
448 hat einen TB 11, 218 490 einen R 40. Das Ausfahrsignal aus
Lehnshallig
ist bereits wieder auf Halt zurückgefallen, wie man im Hintergrund erkennen kann.
Als nächstes betrat RDC Deutschland mit seinem blauen Autozug die
Bühne. 247 909 "Anne" war für die Bespannung zuständig. Einige Tage lang
war sie die einzige 247.9, die im Einsatz stand. Der andere Umlauf am "blauen Autozug" wurde mit einer MaK DE2700 gefahren.
218 380 und 385 (hier mit der 218 385 als führende Lok) hielten den
Stern der DB-eigenen Niebüller Stammlokomotiven hoch. Hier kommen sie
gerade
mit einem Sylt Shuttle von Westerland her in Richtung Niebüll und
passieren gleich das Einfahr- und Ausfahrvorsignal Lehnshallig.
Die beiden Maschinen sind - entgegen des in Niebüll üblichen Verfahrens
- beide gleich herum gekuppelt, während man üblicherweise versucht,
die Maschinen möglichst mit Führerstand 1 aneinander zu kuppeln. Das
hat damit zu tun, dass sich im Führerstand 2 die Einrichtungen befinden,
die bei jedem Führerstandswechsel gebraucht werden (PZB usw.), außerdem
ist es beim Fahren von Fst 2 aus nicht ganz so laut... ;-)
Dann war's Zeit für den Nahverkehr. Hier auf der Marschbahn kommen im
RE-Verkehr die deutschlandweit einmaligen "Married-Pair"-Wagen zum
Einsatz.
Das sind Nahverkehrswagen, die über eine nur in der Werkstatt trennbare
Kupplung miteinander verbunden sind und nur am Steuerwagen sowie am
Übergangswagen über normale Schraubenkupplungen verfügen, um hier eine
Lokomotive ankuppeln zu können. Bespannt werden diese Züge,wie hier
im Bild ersichtlich, mit Lokomotiven der Baureihe 245.2. Diese
Lokomotiven verfügen als Besonderheit nicht über einen großen
Dieselmotor, sondern
stattdessen über vier kleinere Caterpillar-"Baggermotoren". Die 245.2
wirken in ihrer Lackierung in unterschiedlichen Blautönen durchaus
attraktiv.
Mittlerweile werden auch endlich mal die Zugzielanzeigen genutzt, wenn auch nicht in jedem Fall.
Rechts hat 245 209 Ausfahrt in Richtung Klanxbüll (und dann Sylt),
links ist die erstgebaute 245.2, 245 201, am Schluss eines RE 6 in
Richtung
Niebüll und weiter nach Husum zu sehen. Auch für ihren Zug steht bereits die Ausfahrt. Zwei Flügel- Hp 2. Langsamfahrt.
Der nächste RE war dann etwas anders gebildet. Ersatzweise fuhren drei
628 des Sylt Shuttle Plus als RE 6. Hier sind die altbewährten
Fahrzeuge am
Einfahrsignal Lehnshallig sowie bei der Einfahrt ins Ausweichgleis zu
sehen. Führendes Fahrzeug ist 628 503, am Schluss hängt 628 512.
Dann kamen 218 380 und 385 zurück. Die zwischenzeitlich wegen ihres
kernigen Soundes unter uns Fotografen "Soundmonster" genannten Maschinen
beförderten nun wieder einige Autos auf die Insel Sylt. Sonne gab es da leider gerade nicht genügend im Angebot...
Festbeleuchtung dagegen beim nachfolgenden RE 6 in Doppelstock-Ausführung. Da war die Sonne dann voll da.
Ich finde diese Züge ja richtig fotogen! Die noch neu glänzende 245 010 (leihweise aus Mühldorf geholt) und die Doppelstockwagen
verschiedener Baujahre passen richtig gut zusammen! Diese Züge könnten
von mir aus standardmäßig zusammen mit den Married-Pair-Wagen
hier verkehren.
Auch beim "blauen Autozug" hielt die Sonne noch halbwegs durch - die
Lok war im Sonnenspot, die ersten Wagen des Zuges dagegen im Schatten...
Nun war es der Umlauf, der nicht mit einer 247.9 unterwegs war. Vertretung war die planmäßig als Reserve vorgehaltene 251 002.
Diese Lokomotiven kamen übrigens bis vor ein paar Jahren auch noch im Wendezugdienst mit den Married-Pair-Wagen zum Einsatz.
Die Mak DE 2700 ist eine direkte Weiterentwicklung der Mak DE 1024
(DB-Baureihe 240), deren letzte Vertreter vor einiger Zeit alle
verschrottet wurden.
Im Folgenden ging es dann an den Wiedingharder Neuen Koog hinter
Klanxbüll, wo man einen guten Blick auf die Steigung hat, die die Züge
vom
Bahnhof Klanxbüll hinauf auf den Hindenburgdamm bewältigen müssen. Hier
erklimmt gerade der IC 2364 mit 218 467 der MEG am Schluss
die Rampe und beschert mir damit mein erstes Bild eines geschoben
verkehrenden IC an dieser Stelle. Lok voraus wäre mir zwar lieber
gewesen,
aber 218 467 sollte mir in den nächsten Tagen dann auch noch ziehenderweise vor die Linse fahren...
Der nächste Sylt Shuttle mit den beiden TB 11-Maschinen 218 832 und 218
833 näherte sich uns - und gleichzeitig nahm leider die Sonne
wieder Reißaus. So mussten die Maschinen leider im Schatten aufgenommen werden. Auf dem Wagenzug ist dagegen Sonne zu sehen.
Na ja. Nun war erst mal Zeit, sich zum Abendessen in die Unterkunft zu
begeben. Danach ging es kurz entschlossen noch mal "ganz raus"
an den Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, wo dann noch zwei einigermaßen sehenswerte Stimmungsaufnahmen entstanden:
Einerseits fuhr uns wieder 245 004 mit ihrem Dosto-RE vor die Linsen,
andererseits brummten auch noch 218 832 und 833 vorbei, zu erkennen
an der Stellung der Hutzen zueinander.
Dann ging es - als endgültiger Tagesabschluss - noch mal zum Dagebüller
Hafen, um wenigstens noch mal einen abendlichen Blick aufs Meer
werfen zu können, wenn man schon mal an der Waterkant weilt. Den
Gedanken hatten offensichtlich noch mehr Leute - und ein allerletztes
Mal
für diesen Tag klickte die Kamera dann beim Sonnenuntergang über der Nordsee:
Weitere Bilder entstanden am Anreisetag dann nicht mehr. Begleiten Sie
uns aber gerne weiter durch die folgenden Urlaubstage -
und klicken Sie hier:
>>> Nächster Tag
<<<
© 2021 Jan Bulin,
Bad Steben