20. Juli 2023:
"Oh, ich hab' solche Sehnsucht..."
"...ich verlier' den Verstand. Ich will wieder an die Nordsee, ich will
zurück nach Westerland!"
Das bekannte Lied der Band "Die Ärzte" kennt wohl jeder, der gerne im
Norden ist. Für uns ist es seit spätestens 2018 fast schon
zu einem Motto geworden. Für den 20. Juli 2023 war dann auch ein
Ausflug nach Sylt angedacht.
Eigentlich mehr oder weniger ganztägig, aber da machte uns das Wetter
einen Strich durch die Rechnung.
Während es auf dem Festland sonnig war, lagen über Sylt dicke Wolken,
weswegen wir erst einmal wieder auf dem Festland "tätig" wurden...
...und zwar um kurz nach 10 Uhr, als dann die Sonne raus kam, am
Einfahrsignal Lehnshallig. Hier standen wir bereits am Abend zuvor,
nun konnten wir das Motiv noch in schönster Vormittagssonne umsetzen.
218 366 und 397 waren auch wieder zur Stelle.
Nicht viel später kam dann auch die RDC-Maschine 251 002 mit einem
Autozug des Weges. Im Gegensatz zu den neueren Diesel-Vectronen sind
die älteren MaK DE 2700 übrigens auch mit Einrichtungen für den
Personenverkehr ausgerüstet. Zu Zeiten der NOB kamen diese Maschinen
auch
planmäßig vor den Married-Pair-Garnituren zum Einsatz, zusammen mit
einigen Siemens-Eurorunnern. Drei davon - 223 053 bis 055 - finden sich
mittlerweile bekanntermaßen in Sachsen auf der Strecke Chemnitz -
Leipzig wieder. Wir tuckerten dann ebenfalls mal kurz Richtung
Niebüll...
...denn am IC 2311 gab es zuvor einen Lokwechsel, da 245 021
Kühlwasserverlust hatte und daher schnellstens dem Werk zuzuführen war.
"Hinter Gittern" konnten wir die Maschine dann auch dort sichten.
Ersetzt wurde sie am IC 2311 übrigens durch 245 027. Neben 245 021
wartete
Schwestermaschine 245 023 auf weitere Aufgaben, sie hatte zuvor am
frühen Morgen ein Sylt-Shuttle-Zugpaar von Westerland nach Niebüll
und wieder zurück bespannt, danach war sie dann wohl entweder Lz oder
am Schluss eines Autozuges wieder nach Niebüll überführt worden.
Wir
begaben uns dann erst mal wieder zur Unterkunft und peilten die Lage.
Sylt war ja wie gesagt der Wunsch des Tages, und der sollte auch
in
Erfüllung gehen. Die Recherche ergab: am Nachmittag sollte das Wetter
auf Sylt größtenteils brauchbar werden. Sehr gut - jetzt galt es nur
noch
ein Problem zu lösen: ich kämpfe mit einer Art Angststörung und würde
Panik bekommen, wenn ich auf den Autozug fahren muss - weil
ich ja
dann bis Sylt das Auto nicht verlassen kann. Als Bei- bzw. Mitfahrer
hatte es vor einigen Jahren mal ganz gut funktioniert, nicht aber
als
verantwortlicher Fahrer... und den Mitfotografen fahren zu lassen, war
auch nicht möglich, da dieser keine Fahrerlaubnis besaß...
Letzten Endes fand sich dann aber eine praktikable Lösung: im
ehemaligen Empfangsgebäude des Bahnhofs Morsum
(wo wir ohnehin aussteigen wollten) befindet sich mittlerweile ein
Fahrradverleih. Dort liehen wir kurzerhand zwei Räder
und strampelten auf diesen die drei Kilometer bis zur Nössespitze - das
war noch einmal mehr Urlaubsgefühl, da Rad fahren
zu einem Urlaub im norddeutschen Flachland einfach dazu gehört. Es gab
nur einen winzigen Haken: im Gegensatz z. B. zum
Fahrradverleih in Klanxbüll war es in Morsum nicht möglich, die Räder
bis nach Geschäftsschluss auszuleihen, sie mussten
bis 18 Uhr wieder abgegeben werden. Somit war der zweite von mir
angedachte "Tagesordnungspunkt", nämlich ein Besuch
des wunderschönen Morsum-Kliffs, nicht mehr möglich, da das Kliff
fußläufig zu weit vom Bahnhof Morsum entfernt liegt.
Das heißt... die Entfernung zwischen Bahnhof und Kliff(-Parkplatz) ist
zwar kürzer als bis zur Nössespitze, allerdings erfordert
das Erkunden des Kliffs noch einmal einen Fußmarsch...
Nachdem wir also die Fahrradfahrt über die Straßen Sylts genossen und
die Nössespitze erreicht hatten...
...dauerte
es nicht lange, bis zwei "alte Bekannte" des Weges kamen. 218 366 und
218 397 brachten einen Sylt-Shuttle Richtung Festland und
verließen hier wenige Augenblicke später den Boden der Insel Sylt.
Aus
der Gegenrichtung rollte uns dann 245 004 mit ihrem Doppelstock-Park
vor die Linsen. Der im Hintergrund zu sehende Wolkenschatten auf dem
Hindenburgdamm
bewegte sich ständig hin und her, immer wieder war auch der im Bild zu
sehende Abschnitt mal kurz verdunkelt, so auch beim
zehn Minuten
später folgenden Sylt-Shuttle mit 245 026 an der Spitze. Erst als dann
245 212 ihren Nahverkehr Richtung Festland vorbei schob...
...war
die Sonne wieder zur Stelle, was zumindest mir dann auch diesen
Nachschuss wert war. Übrigens hatte ich für die beiden letzten Bilder
ein
typisch norddeutsches Deich- bzw. in diesem Fall Weidetor erklommen,
was mir einen rund einen Meter höheren Auslösestandort ermöglichte.
Durch die flache und weitläufige Landschaft kann man in der Ferne sich
nähernde Züge schon weit im Voraus erkennen...
...aber
auch anders herum weg fahrende Züge noch einmal etwas weiter entfernt
aufnehmen. 245 212 hatte nun ein paar Meter seit der letzten
Auslösung
zurückgelegt und wirkte mit ihrer Married-Pair-Garnitur fast wie eine
Modelleisenbahn. Die Entfernung zwischen dem Zug und mir
betrug hier - Luftlinie - schon rund dreieinhalb Kilometer!
Ganz
nah dagegen war 247 909 "Anne" vom Autozug Sylt, als ich hier den
Auslöser meiner Kamera betätigte. Das Licht stand zwar, wie an
den
letzten Bildern erkennbar, schon so, dass hauptsächlich Züge vom
Festland her fotografiert werden konnten, jedoch waren auch Zugfahrten
von Westerland her noch einigermaßen umsetzbar - und den Rest erledigte
die Bildbearbeitung am PC ;-)
Dann
probierte ich mal was Neues aus - auch von den angrenzenden
Marschwiesen aus hatte (und hat) man einen schönen Blick zum
Hindenburgdamm,
allerdings darf man bei diesem Bild erst mal nicht
glauben, was man meint zu sehen, denn der auf den ersten Blick seeeehr
lange Autozug mit 245
am einen und 247 am anderen Ende...
...entpuppte
sich dann natürlich als zwei kreuzende Autozüge, einmal DB Fernverkehr
mit einer 245 Richtung Sylt und Autozug Sylt mit der
zuvor
fotografierten 247 909 Richtung Niebüll. Und ja - hier könnte ich es
mir sehr gut vorstellen, bei angenehm sommerlichen Temperaturen
gemütlich
am Kaffeetisch zu sitzen, Kaffee/Kakao und Kuchen zu genießen, mich zu
unterhalten und dabei immer wieder einmal für ein Foto aufzustehen.
Einmal
flott wieder aufs Tor geschwungen, konnte dann auch der nahende
Sylt-Shuttle noch mal anders umgesetzt werden - und spätestens
jetzt war auch die Identität der Zuglok klar: 245 024 war es.
Keine
20 Minuten später war dann wieder mal ein Nachschuss fällig - 245 005
wurde an diesem Tag auch benötigt, kam aber nicht mit einem
Doppelstockwagen-Park,
sondern mit einer Married-Pair-Garnitur zum Einsatz. Ich finde diese
"Farbspiele" übrigens immer wieder sehr fotogen,
also etwa den
Einsatz einer roten (auch Sylt-Shuttle-)245 mit Married-Pair-Wagen oder
anders herum den Einsatz einer blauen 245 mit
Doppelstockwagen. Im
Jahr 2017 - da war bei mir finanziell kein Urlaub möglich - fuhren die
blauen 245 ja mit buntesten Garnituren herum,
weil die Married-Pair-Wagen aufgrund mehrerer Kupplungsprobleme
komplett aus dem Verkehr gezogen werden mussten.
Das konnte ich lediglich einmal - als ich beruflich im Norden war - in
Hamburg-Altona fotografieren.
Und auch der roten 245 wurde in die Ferne hinterher geschaut - das
hölzerne Etwas im Vordergrund könnte eine Futterstelle sein.
Futter für die Kamera gab es dann auch bald wieder...
...und zwar in Form der 251 002 am Autozug Sylt bei voller Sonne!
Zwischendurch war aber auch immer mal wieder Zeit, sich mit der Kamera
umzusehen, und so...
...stellte man auch manchmal fest, dass man gar nicht alleine war. Wer
guckt denn da so skeptisch? Hmm...
Ist natürlich nur Spaß - das ist Mitfotograf Kai, der sich ein paar
Meter weiter hinten (und etwas höher) positioniert hatte. ;-)
245
022 gab sich dann noch mit einem Sylt-Shuttle von Westerland her die
Ehre, ehe ich dann auch mal sehen wollte, wie man denn von Kais
Standpunkt aus agieren konnte...
...aber
die entgegenkommenden 218 397 und 218 366 musste ich dann doch noch von
"meinem" Tor aus in Szene setzen. Wenn ich mich recht
erinnere, stand Kai da auch mit auf dem Tor, was die Angelegenheit dann
ganz schön wackelig machte.
Übrigens,
auch wenn die Bilder etwas anderes suggerieren, mussten wir uns
abschnittsweise unter den Regenschirm zusammen stellen,
weil hin und
wieder Regengüsse runter kamen. Danach war es aber regelmäßig wieder
heiter. Nun aber dort hin, wo Kai eben noch stand:
So
sieht es von dort aus aus. 247 909 "Anne" erreichte eben mit ihrem
Autozug die Insel der Reichen und Schönen (bis auf zwei Ausnahmen ;-)),
und
ganz nebenbei: dort, wo am rechten Bildrand die dicken Büsche zu sehen
sind, befindet sich noch etwas weiter rechts das Metalltor, auf dem
ich
für die meisten der letzten Bilder balancierte. Die Morsumer
Nössespitze ist motivlich ein Klassiker auf Sylt und wird auch nach dem
Fall der
Formsignale zum Glück noch unverändert umsetzbar sein, da hier keine
Signale in unmittelbarer Sichtweite stehen.
Und wer kommt da? Niemand, der Doppel-RE fährt von uns weg, das ist
wieder einmal ein Nachschuss... ;-)
Während man noch zu NOB-Zeiten mit zwei Wagenparks und einer Lok (MaK
DE 2700 / BR 251) in der Mitte verkehrte, werden nunmehr
zwei komplette Parks samt Loks zusammen gekuppelt - WTB macht's möglich
;-)
Danach
kam 245 004 noch mal mit ihrem Doppelstockwagen-Park vorbei und auch
"Carmela" alias 251 002 von RDC brummte noch einmal mit einem
blauen Autozug Richtung Festland an uns vorbei, beide leider bei eher
suboptimalen Lichtverhältnissen...
...und
als 245 022 dann noch einmal vom Metalltor aus abgefertigt werden
konnte, war schon deutlich zu sehen: das Licht war gewandert und
theoretisch
hätten wir die Stelle wechseln müssen. Zwar wäre mir noch eine Stelle
im Licht bekannt gewesen, allerdings waren da ja noch die
ausgeliehenen
Fahrräder, die bis 18 Uhr zurückgegeben werden mussten. Es war schon
zwischen 17:30 und 17:45 Uhr, also entschieden wir,
die Ausrüstung zusammen zu packen und uns auf den Rückweg zu begeben -
den noch kommenden IC hatten wir dann vermutlich während
der
Fahrradfahrt vorbeifahren gehört. Mit den Fahrrädern war die Distanz
zwischen der Nössespitze und Morsum zügig zu bestreiten,
wir schafften die drei Kilometer in runden 10 bis 12 Minuten - kein
Wunder, ist doch alles im Wesentlichen bretteben.
Zu Fuß zog sich die gleiche Strecke damals ewig... Wir bestiegen dann
den nächsten RE Richtung Festland und begaben uns zurück
nach Klanxbüll, wo unser Auto geduldig auf uns wartete... aber erst mal
blieb es noch auf seinem Parkplatz stehen...
...denn 218 366 und 218 397 waren unserem RE gefolgt und wurden nun von
der Klanxbüller Fußgängerbrücke aus abgefertigt - hier noch im
Gegenlicht und mit im Hintergrund gut erkennbarer Rampe hinauf zum
Hindenburgdamm - aber es war aufgrund diverser Probleme auf der
Strecke...
...auch noch möglich, Bilder mit Sonne im Rücken aufzunehmen, da der
Zug einen (außerplanmäßigen) Halt in Klanxbüll einlegen musste.
Das herrliche Licht und der tolle Lackzustand der beiden Maschinen
animierte uns dann dazu, diesen Halt auszunutzen...
...also nix wie runter auf den Bahnsteig und noch mal aus der Nähe auf
die beiden hübschen Maschinen drauf gehalten. Ich entschied mich dabei
für einen Standpunkt mit Sonne im Rücken, während Kollege Kai (rechts
am Bahnsteigende zu erkennen) die Frontalansicht der Maschinen
bevorzugte.
Auch als es für den Zug dann weiter ging, waren wir noch da - das
Videodokument dazu kommt hier:
Der an der Küste (fast) allgegenwärtige Wind konnte leider nicht
komplett ausgeschaltet werden, und da man zuvor auf "Halt" eingefahren
war,
war auch keine allzu kraftvolle Anfahrt zu erwarten, da der Zug durch
die PZB auf 25 km/h überwacht wurde - dennoch, wenn's schon mal
die Gelegenheit gibt, ist die Filmkamera (übrigens ebenso eine Canon-DSLR) im Anschlag... ;-)
Und nach der Ausfahrt des Sylt-Shuttles wurden erneut die beiden
Ausfahrsignale P1 und P2 sowie die noch handgekurbelten und mit Behang
versehenen Schranken des Bahnhofs Klanxbüll in der Abendsonne porträtiert - einfach herrlich konventionelle Technik! :-)
Signal P2 wurde in den letzten Jahren entweder einmal ausgiebig
gereinigt oder gar komplett ersetzt, ich habe es deutlich schmutziger
in Erinnerung...
Nun ging es aber zum Auto, denn ich hatte da noch eine Rechnung offen... das Wetter stimmte heute, der Fahrzeugeinsatz ebenso -
also nichts wie raus an den Rand von Klanxbüll, an den Rumpelweg am Wiedingharder Neuen Koog:
...und als Erstes fuhr uns dort 245 203 mti ihrem RE nach Westerland
vor die Linsen, allerdings kommt es durch die Bearbeitung etwas sonniger
rüber, als es tatsächlich war. Dennoch - diesmal schien in Klanxbüll
ein Fahrdienstleiter im Dienst zu sein, der seine Einfahrt aus Richtung
Westerland
zügiger zurück nimmt - perfekt, damit kann man arbeiten!
Und tatsächlich! Bei der Vorbeifahrt des folgenden Sylt-Shuttles stand
das Einfahrsignal Klanxbüll aus Richtung Sylt auf Halt - und damit
zeigte
sich auch die zweite (rechte) Vorsignalscheibe ("Spiegelei") - der
Wunsch war nun also im Kasten, natürlich mal wieder mit 218 397 und 366.
Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass der Blickwinkel des ersten
Versuchs mir besser gefallen hat. Ach ja, apropos Blickwinkel...
...das Ganze geht dort draußen natürlich auch mit mehr Landschaft im
Bild. Und auch wenn das Einfahrsignal ganz klein noch zu erkennen ist,
vermittelt dieses Bild irgendwie doch einen Eindruck davon, wie man
künftig an der Marschbahn fotografieren könnte - ohne Formsignale...
Trotzdem zufrieden ging es dann zum Abendessen - und danach wie üblich die Chancen auf Stimmungsbilder ausloten - na ja...
218 397 und 366 kamen im letzten Licht daher, dazu ein doch sehenswerter Himmel, aber das gewisse Etwas fehlt trotzdem...
...ah, da isses ja - ach nein, das ist nur Kai, der wieder einige Meter entfernt von mir agierte... ;-)
Wir machten uns dann wieder auf den Weg zum Auto und spontan ging es
dann nicht direkt zur Unterkunft, sondern noch mal zum Bw Niebüll,
wo tatsächlich noch etwas "blaue Stunde" herrschte:
Zeigenswert ist von dieser tagesabschließenden Aktion im Wesentlichen nur dieses Bild von 245 021 und 218 369.
Und man muss sagen: mit ihren 49 Jahren macht 218 369 neben der zum Zeitpunkt knapp acht Jahre alten 245 021 noch immer eine
sehr gute Figur, ihr Alter sieht man der Maschine nicht an!
Wir allerdings waren für den Tag nun "alt" genug und begaben uns in die Unterkunft - für die vorletzte Nacht an der Küste.